Viele dieser Vorwürfe aber seien nicht richtig, sagte Professor Wilhelm Windisch bei einer Versammlung des Milchwirtschaftlichen Vereins Bayern – und stieß damit bei Zuhörerinnen und Zuhörern auf Zuspruch, wie sich in einer späteren Diskussionsrunde zeigte. Windisch ist Inhaber des Lehrstuhls für Tierernährung an der Technischen Universität München.
Landwirt: Beruf ist heutzutage nicht immer einfach
Es sei heutzutage nicht immer einfach, Landwirt zu sein, antwortete Ralf Arnold auf die Frage von Moderator Markus Raffler, stellvertretender Redaktionsleiter unserer Zeitung, wie sich die Kritik für die Bauern anfühle.
Sie sei für „viele Betriebe inzwischen eine enorme Belastung“, sagte der Biobauer und Obmann des Bayerischen Bauernverbands im Kreis Lindau. Das gehe teils so weit, dass Kinder in der Schule angegangen würden – einfach nur, weil sie vom Bauernhof kommen. Dabei wisse die Landwirtschaft durchaus, dass sich etwas ändern müsse.
Klimaaktivist: Es braucht einen Wandel
Dem pflichtete Dominik Tartler (21) bei: „Wo wir uns wohl einig sind, ist, dass es einen Wandel braucht“, sagte der Kemptener Stadtrat (FutureforKempten). Die Landwirtschaft sei allein aus dem Grund gefragt, etwas gegen den Klimawandel zu tun, weil sie selbst direkt betroffen sei. Zudem müsse es nicht sein, jeden Tag Fleisch zu essen, sagte der Vegetarier und betonte: „Deswegen geht es einem nicht schlechter.“ Die radikalen Positionen junger Klimaaktivisten teile er nicht, sagte der Stadtrat . Es müsse auch niemand fürchten, dass sich junge Leute bald an Stalltüren oder Güllegruben klebten.
Käserei-Mitarbeiter: Öffentliche Wahrnehmung ist verzerrt
Es sei schade, dass mittlerweile die öffentliche Wahrnehmung von praktizierender Landwirtschaft auch im Allgäu völlig verzerrt sei, sagte Rafael Schüle, zuständig für die Rohstoffbeschaffung bei der Käserei Champignon aus Heising (Oberallgäu). Das sei auch bei der ländlichen Bevölkerung der Fall. Ob eine Milchproduktion wirklich CO2-neutral sein könne, stellte Schüle infrage.
Komplett vegetarisch ist seit Kurzem die Verpflegung in der Jugendbildungsstätte des Jungen Deutschen Alpenvereins (JDAV) in Bad Hindelang. Ihr Leiter Martin Herz stehe hinter dieser vom JDAV getroffenen Entscheidung, obwohl er selbst gerne Fleisch esse. Immerhin gebe es aber einen Fleisch- und Wurstautomaten. Herz kritisierte, dass es schwer sei, auf direktem Weg an regionale Produkte zu kommen. Das liege an Auflagen und Lebensmittelrecht, erklärten Arnold und Schüle.
Fleischesser und Vegetarier nicht gegeneinander ausspielen
Wissenschaftliche Fakten zur Diskussion lieferte Windisch: Es sei schlicht falsch, Nutztiere als „Klimakiller“ darzustellen. Denn das von ihnen ausgestoßene Methan habe eine Halbwertszeit von acht bis zehn Jahren – und sei damit längst nicht so schädlich wie CO2. Dringend Handlungsbedarf bestehe in der Kreislaufwirtschaft. Und zwar zwischen Pflanzen- und Tierproduktion. Denn die Landwirtschaft erzeuge überwiegend nicht essbare Biomasse (vier Kilo für ein Kilo vegane Nahrung). Sie könnte an Nutztiere gefüttert werden. Ob fleischlos oder nicht – man dürfe das nicht gegeneinander ausspielen waren sich alle einig.